Was für’s Herz… Halloween.

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Halloween-Kostüm – Nachtgespenst.

„Man soll die Feste feiern wie sie fallen!“ Ein schöner Satz – vor allem nach zwei Herzinfarkten.
Halloween ist ebenfalls ein Fest, und steht aber wie kein zweites in der Kritik. „Heidnisch!“ sagen die Einen, „Kommerz!“ schreien die Anderen. „Wieder so ein Blödsinn aus Amerika!“ hört man aus aller Munde, wobei man letzteres widerlegt hat.

Der Brauch, am Abend vor Allerheiligen zu feiern stammt aus dem europäischen Raum. Zum erstenmal belegt im 8. Jahrhundert als christliche Synoden vergeblich versuchten diese heidnischen Riten abzuschaffen.

Über irische Einwanderer fanden die Bräuche ihren Weg in die neue Welt und von dort nun wieder zurück nach Europa.

Als mein Sohn klein, süß und schnuckelig war, zog auch er mit Freunden abends los. Mit Sense und schwarzem Umhang kann auch ein 4-jähriger ziemlich furchteinflössend wirken. Daran ämdert auch nicht die Tatsache dass er von Tür zu Tür ziehend um Süßigkeiten bettelt.

Als verantwortungsbewußter Vater zog ich natürlich mit um die Häuser… stehts im Hintergrund versteht sich. Meine Güte, was man da erlebt – Deutschland pur. Und zwar so krass, dass man am liebsten mitsamt dem Brauch wieder zurück nach Amerika flüchten möchte.

Da führen alte und junge verbitterte Leute mit 4-jährigen Kindern Diskussionen über Heidentum und Antichristen. „Wisst Ihr Rotzaffen, dass das ganze unchristliches Keltenbrauchtum ist? Da könnt Ihr genauso gut mit Hakenkreuz herumlaufen wenn Ihr, heidnisch wie Ihr seid, dem Teufel huldigt!“
„Bekommen wir jetzt trotzdem Bonbons?“ kommt dann meist als Antwort.
Und ich denke mir, möge doch der Belzebub diesen bösen Menschen noch gleich heute Nacht holen.

Nunja, mein Sohn ist inzwischen dreizehn. Er wird heute Türwache halten und Süßigkeiten an die Kleinen verteilen. Seine Eltern sind nämlich auf einer Halloween-Party.
„Mann soll die Feste eben feiern wie sie fallen! “

Einen habe ich noch…etwas gruseliges für den Halloween-Abend:

Als im vergangenen Jahr der Halloween-Abend langsam ausklang – die Kinder waren ja irgendwann müde – schnappte ich mir den Hund und wir gingen nachts spazieren. Es war schon kurz vor Mitternacht. Nebel lag über dem kleinen Ort und es herrschte Totenstille.
Unser nächtlicher Spaziergang führte uns aus dem Städtchen durch einen Waldweg. Der Rauhreif, der sich bildete machte den Wald zu einem gespenstischem Ort. Mir gruselte und ich wurde unruhig, während der Hund witerhin kräftig so ziemlich jeden Baum markierte.
Ich beschloss, wieder umzudrehen, mir war kalt.

Im Ort wieder angekommen, lag der Friedhof vor uns. Auf der anderen Seite wohnen wir. Wenn man möchte, kann man den Heimweg kürzen und direkt über den Friedhof gehen. An diesem Abend wollte ich. Eine Mutprobe sozusagen. Man soll ja nicht nur Feste feiern sondern auch mal was Verrücktes tun.
Ich nahm die Leine kürzer und öffnete die schwere Eisentüre. Quitschend lud sie uns zum Eintreten. Genau in dem Moment schlug die Kichturmuhr Zwölf Uhr. Mir fuhr es eiskalt über den Rücken. Aber wir setzten unseren Weg fort. Auf den Gräbern brannten überall diese kleinen Lichter. Wahrhaftig ein ungewöhnlicher Ort.
Dann musste ich schmunzeln… Quatsch. Hier ist nichts, alles ganz normal…redete ich mir ein und vertrieb so die Angst.
Doch plötzlich – mein Hund, den das alles bislang überhaupt nicht interessierte, blieb aprupt stehen. Seine Rückenhaare stellten sich auf, ängstlich blickte er mich an. „Bitte lass uns nicht weitergehen!“ stand in seinen runden Knopfaugen.
Ich blickte langsam hoch… der Grund für sein Verhalten jagte mir einen Schauer nach dem anderen durch meinen Körper – da war ein frisches Grab mit Kränzen von der heutigen Beerdigung.

Ich blickte meinen Hund nochmals kurz an und beide fingen wir gleichzeitig an zu rennen, was da Zeugs hielt. Nur schnell nach Hause, dachte ich. Nach einer Hetzjagd endlich dort angekommen, verriegelte ich sofort die Tür und wir verschanzten uns im Wohnzimmer. Wir wägten uns gerade in Sicherheit, als wir abermals mächtig erschraken. Eine leibhaftige Hexe lag schnarchend auf der Couch. Da fuhr sie plötzlich hoch. Mein Hund und ich machten vor Schreck einen Satz nach hinten. Dabei trat ich auf das Quitsche-Spielzeug meines Bullys, welches nun lautstark durch das Wohnzimmer pfiff und uns wieder zusammenzucken ließ. „Meine Güte macht Ihr einen Lärm“ hörte ich eine bekannte Stimme. Es war meine Frau, die samt Verkleidung auf dem Sofa eingeschlafen war.

Wenn ich es mir so recht überlege, ist Halloween doch nichts für Herz.

Dieser Abend wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.. meinem Bully vermutlich auch.

Happy Halloween! Augenzwinkernd,

Euer Oliver 2.0

(Bei den Fotoarbeiten kam keine Französische Bulldogge zu Schaden. Es wurde nur ein speziell dafür ausgebildetes Tier eingesetzt. Der Hund wurde nach den Fotoarbeiten mit 100 g bestem Trockenfutter belohnt.)

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