Alles Crema oder was?

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Kaffee – das waren früher weiße Filtertüten, ein Filter (meist aus Porzellan oder Keramik, und eine Kaffeekanne.
Macht man sich heute auf den Weg, um sich eine Kaffeemaschine zu kaufen, erfährt man mit voller Wucht die angeblichen Errungenschaften der Menschheit…

Wundervoll klingende Namen und Kaffeesysteme buhlen um die Käufer. Und ganz oben und lässig: George Clooney. Klar muss solch ein System ins Haus. Sind wir beide uns doch in vielen Belangen ähnlich… George und ich. Mit einer Ausnahme – er hat ein Hängebauchschwein zuhause und ich eine Französische Bulldogge… auch ne Art Schweinchen.
Also eine Kapselmaschine sollte es werden. Ich rein ins Auto und ab zum nächsten großen Elektronikmarkt. Ich war zielbewusst und entschlossen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Irgendwas von „das ist teuer“ hatte ich noch im Kopf.
Ah… im Elektronikmarkt hatten sie ne ganze Abteilung und sogar speziell einen Verkaufsstand mit dieser Kapselfirma.
Ein verschwitzter, dickbäuchiger Mann im weißen Hemd strahlt mich an. Auf seiner Brust prangt der Markenname der Kapselfirma.
Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und ich betrachte ihn nochmals genauer. Also wenn sein Haustier schon da ist, kann George nicht weit sein.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ist George auch da?“
„Wer?“
„Na George…. George Clooney.“
Der dicke Bauch gerät in Bewegung, was man als Lachen deuten könnte.
„Möchten Sie mal diesen wunderbaren Longo versuchen?“
„Den was?“
„Longo! L-o-n-g-o!“
„Nein, ich interessiere mich eher für Kaffee.“
Wieder hebt sich der Bauch meines Gegenüber. Irgendwie macht mich das Ganze nicht an.
„Was kostet denn eine einigermaßen gute Maschine?“ kürze ich das Ganze ab.
„Nun wir haben da ganz verschiedene. Also…“
„Gibt es was für hundert Euro?“
„Ja also, die hier… hat auch ein tolles Crema!“
Er deutet auf ein nettes Gerät für 108.- Euro.
Irgendwie hatte ich mir nach alle der Werbung das anders vorgestellt. So in einem Elektronikmarkt ist nicht mein Ding um mir eine philosophisch anmutende Kaffeemaschine zuzulegen.
Ich bedanke mich unhöflich und mache auf dem Absatz kehrt.
Im Auto nehme ich mein iPhone zur Hand und google nach dem nächsten Kapselfirma-Shop. Na also… gar nicht weit weg. Also nichts wie hin.
In Gedanken sehe ich mich schon, wie ich im schicken Business-Outfit den Shop verlasse. In der einen Hand eine tolle Tüte mit der Kapselmaschine und in der anderen Hand… ich weiß auch nicht, vielleicht die Autoschlüssel zu meinem Porsche (ich habe gar keinen).

So, rein in den Laden. Ziemlich dunkel war es und es roch kein bisschen nach Kaffee. Dafür schimmerten die verschiedenen Modelle und dazwischen glitzerten die… meine Güte, die glitzern wirklich. Das Personal schien von Harald Glööckler höchst persönlich eingestellt worden zu sein. Glitzernd standen sie da. Tuntiger geht’s nimmer. Einer näselt mich an: „Hallö! Wie kann öch Ihnen helfen?“
„Ich hätte gern eine Kaffeemaschine.“
„Natörlich! Da haben wir gaaanz viele!“
„Ich suche eine…ach da ist sie schon! Ja, die da im Eck! Was kostet die denn?“
„Die liegt bei 149.- Öro.“
Ich stutze. Vorhin kostete das gleiche Gerät noch 108.- Euro. Das sind nach alter Rechnung 80.- DM Preisunterschied.
Ich räuspere: „Äh. Erklären Sie mir folgendes bitte – Warum kauft man eine Kaffeemaschine bei Ihnen, wenn sie woanders überall 40.- Euro günstiger ist?“
„Nünja… bei uns können Sie auch die Kapseln kaufen. Bei den anderen nicht. Ausserdem ist es ja jedem selbst überlassen, was er für Preise macht. Und die anderen kaufen halt groooße Mengen ein.“
„Okay. Ich habe verstanden. Es gibt also eigentlich keinen Grund hier zu kaufen.“
„Wie Sü meinen…“
Ich verabschiede mich diesmal nicht unhöflich, dafür gar nicht.
Blöder Laden.

Zuhause angekommen google ich erstmal.
Also, die Kapselfirma gehört zu einem Konzern, der alles andere als sympathisch daherkommt und trotz seines, ach so grünen Denkens, die Welt mit seinen Kapseln zumüllt. Das Kilo Kaffee kostet hierbei zwischen 80 und 90.- Euro!
Crema… Crema… Wer hat das eigentlich erfunden. Schonmal drüber nachgedacht? Wahrscheinlich die Verkäufer in dem Kapselshop.
Ich will nur nen Kaffee. Das Crema kann von mir aus in der Badewanne bleiben. Basta. Es wurde auf jeden Fall Zeit für eine Entscheidung…

Zwei Tage später stand sie nun in meiner Küche. Meine neue Kaffeemaschine für 30.- Euro. Sie blubbert nun jeden Morgen vor sich hin und die Küche duftet nach frischem Kaffee. Und irgendwie erinnert es mich an meine Kindheit. Ich benutze aber keine weißen Filtertüten sondern die braunen. Und der Kaffee kommt aus biologischem Anbau mit fairem Handel. So trinkt man Kaffee – biologisch, günstig und schwarz!

Euer Oliver 2.0

19 Kommentare zu „Alles Crema oder was?

  1. ich bin zu 25 % italiener und halte italienischen espressokochern die stange: die dinger aus edelstahl, die man einfach auf die herdplatte stellt. den herd anmachen sollte man schon. kosten um die 20 euro. beim hochkochen riecht die küche wie in italien, es schmeckt wie italien, es ist italien. i-ta-lia! i-ta-lia! is lecker.

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  2. Filterkaffee kommt mir nicht mehr ins Haus.
    Weil ich mag Crema im Kaffee,..und nicht in der Badewanne (hab ich gar keine g)

    Nespresso liebe ich!
    Aber für den täglichen Gebraucht gibt’s einen Vollautomaten, der nicht mehr Müll produziert wie deine Filterkaffeemaschine. Eher weniger, da die Filtertüte wegfällt.
    Und der Kaffeesud ist ja kompostierbar.

    Ansonsten gebe ich Glumm recht.

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    1. Also Du hast ne Kapselmaschine und ich dafür ne Badewanne. Beides aber mit Crema.
      Meine Filtertüten müssten kompostierbar sein. Zumindest sind sie braun und sie fallen nicht auf wenn man sie im Wald wegwirft.

      Augenzwinkernd, Oliver 2.0

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  3. Also – ich muss doch nochmal was dazu schreiben. Kaffee ist ja echt eine Weisheit für sich. Wir haben seit acht Jahren eine Pad-Maschine und … ich möchte nicht mehr tauschen. Zum einen geniesse ich wesentlich mehr. Zum zweiten produziere ich kaum Müll. Und schütte auch nicht mehr so viel Kaffee weg wie früher. Crema brauch ich nüsch. Nur viel Milch. Heiß. Sonst schmeckt der Kaffee nicht. Mit einer Kapselmaschine hab ich auch schon mal geliebäugelt, aber der ganze Müll ist das nicht wert. Und der Preis po Tasse ebenfalls nicht. 😉 Ich finde, wenn man Kaffee so trinken kann, wie er einem wirklich, wirklich wundervoll schmeckt, ist die Maschine komplett egal. Glückseligkeit kann so einfach sein. 🙂

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    1. Da geb ich Dir recht. Hauptsache der Kaffee schmeckt. Und da hat halt jeder andere Ansprüche.
      Ich könnte ja noch einen Artikel über Mahlwerke bringen. Aber die Wissenschaft überlasse ich anderen. 🙂
      Oliver 2.0

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  4. Sofern mich mein Hausfrauengehirn nicht täuscht, ist Georges Hausschwein Max bereits seit geraumer Zeit im Hausschweinhimmel. Aber ich war lange nicht beim Frisör…
    Ach, alles zu seiner Zeit. Ich habe ne Kaffemaschine, eine Espressomaschine, eine Tassimo, eine Coffeepress und Omas Porzellanfilter. Immer das richtige dabei! Und Gäste dürfen sich ihren Lieblingskaffee aussuchen 🙂
    Prost Kaffee!

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  5. Klasse geschrieben. 😀
    Ich boykottiere diesen Konzern mittlerweile komplett. (sprich ich kaufe keines seiner Produkte)
    Abgesehen von den weltweit 20 Tonnen Alumüll, die mit diesen Kapseln täglich (!!) anfallen, ist dieser Laden nichts weiter als die übelste Trinkwasser-Mafia.

    Wobei meine Kaffeemaschine allerdings auch ein Schweizer Produkt ist 😉
    Gruß
    Stefan

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  6. Es gibt dann noch den Aufguss zu erwähnen. Außerhalb der Sauna.

    Kochendes Wasser in einer Bodum Kanne über das Kaffeepulver gießen.
    Das erinnert an Türkischen Kaffee, nur ohne Prött im Mund.

    Auch sehr gut. Aber ohne Crema.

    Frage: heisst das wirklich „ein tolles Crema“??? Das Crema?
    Das war/ist mir neu.

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