Was für`s Herz… Reha.

Es gibt Menschen, die erleiden einen Herzinfarkt, bekommen einen Stent eingesetzt und gehen dann nicht in die Reha. Wahrscheinlich ist das nach einer Herz-Op weniger der Fall, wobei ich auch schon davon gehört habe. In Herzforen lese ich dann öfters Fragen wie zum Beispiel: „Soll ich in eine Reha gehen? Macht es Sinn?“

Ich halte es sogar für verantwortunglos und gefährlich, keine Rehamaßnahme wahrzunehmen. Ein Herzinfarkt ist ein tiefschneidendes Ereignis im Leben. Das zu verkraften – da bedarf es einiger Unterstützung, welche man nur in einer guten Reha erfahren kann. Wie will man denn sonst sein Leben ändern?  Mit der Hilfe von guten Ratschlägen aus dem Freundeskreis? Die gab es bestimmt schon vorher.

In der Reha wird man fit gemacht – sie bereitet einen wieder auf das Leben da draussen vor. Man bekommt Kurse für die richtige Ernährung. Man lernt, was im eigenen Körper wirklich vorgefallen ist. Man wird über die Medikamente informiert und man trifft letztendlich Leidensgenossen und kann mit ihnen Erfahrungen austauschen. Wobei die Kommunikation unter Herzinfarktpatienten eher mäßig ist, da jeder noch in seiner eigenen Welt hängt und immer noch in seinem Trauma lebt. Dagegen helfen Psychologengespräche in der Gruppe oder auch in Einzelgesprächen. Es ist interessant, was da so zu Tage gefördert wird.

Letztendlich hat man in der Reha auch viel Zeit für sich selbst. Zeit welche man benötigt um das alles zu verdauen. Nach einer schweren Herz-OP dauert eine Reha ca. drei Wochen. Drei Wochen, in denen man wieder das Gehen lernt, das Leben und auch das Lachen. Es ist keine leichte Zeit, aber eine sehr wichtige Zeit für jeden Einzelnen, welcher durch einen Herzinfarkt aus seinem Leben gerissen wurde.

Die „Chronologie eines Herzinfarkt“ geht demnächst hier weiter. Auch hier geht es dann um meine Reha und um meine Erlebnisse dort. Eine Begegnung möchte ich aber bereits vorab beschreiben. Sie ist letztendlich das Schlußplädoyer hier für eine Reha…

Ich war gerade mal einen Tag dort und war auf dem Weg in den Speisesaal. Bleichfarben, gebückt und mit leidender Miene schlürfte ich über den grauen Teppichboden und stellte mich an den Treppenabsatz. Es lagen drei Treppenabsätze vor mir, mit jeweils ungefähr zwanzig Stufen. Als ich mit gekrümmtem Rücken versuchte, nach oben zu blicken, wurde es mir schwindlig und ich gab auf. Mit gesenktem Kopf schlürfte ich zum Aufzug und suchte dort Platz auf einer Bank daneben. So wartete ich auf den Gong, welcher die Ankunft des Lifts signalisierte. Eine Putzfrau, welche mich wohl beobachtet hatte, kam zu mir, setzte sich vor mir in die Hocke, legte mir ihre Hand aufs Knie und sprach mir zu: „Lassen Sie sich nicht hängen… so geht es jedem, der hier ankommt. In einer Woche schaffen Sie die erste Treppe, in der zweiten die andere. Am Schluß schaffen Sie es bis ganz hoch. Versprochen – so geht es allen hier!“

Sie sollte Recht behalten.

Oliver 2.0

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