Winter Hours. im Winter sind die Stunden lang.

Draussen war es inzwischen dunkel geworden und der Frost hatte, wie schon seit Tagen, alles fest im Griff. Wer hinaus in die Kälte musste, lief Gefahr zu erfrieren. Klirrende Luft machte das Atmen schwer und das Herz müde. Schneeberge säumten die Straßen und glitzerten im hellen Schein des Vollmondes. Und hier und da zierten auch Lichter aus den Fenster der paar Häuser und Blockhütten in dem kleinen Ort die Dunkelheit. 

In solch einer Hütte, davor steht tief im Schnee vergraben ein alter Chevy,… in solch einer Hütte also sitzt John in seinem schweren braunen Sessel.  Das wuchtige Möbelstück ist ein Erbstück seines Großvater Jim. Der hatte den Sessel aus echtem Büffelleder von Hand gefertigt. Damals, in den wilden Jahren. In der kleinen Stadt erzählte man sich, dass der alte Jim sein halbes Leben in dem Sessel verbrachte und schließlich auch in diesem erschossen worden sei. Und tatsächlich ziert heute noch ein Loch die Rückenlehne, …genau auf Höhe des Herzens.

John sitzt also da und starrt ins Feuer. Der warme Schein des lodernden Kaminfeuers lässt seine harten Gesichtszüge beinahe gütig erscheinen. Das Leben hatte ihn eben geprägt. Nun spielte das Feuer mit seinen tiefen Falten und lässt dunkle Schatten über sein Gesicht tanzen.

Er trägt wie immer seine ölverschmierte und abgetragene Jeans und ein kariertes Flanellhemd ziert seinen voluminösen Oberkörper. An jedem Fuß lugt mindestens ein Zeh durch die dicken Wollsocken hervor.

Vor dem offenen Kamin liegt schnarchend sein Hund. Dessen Fell brennt fast vor Hitze. Aber so liebt es der pelzige Vierbeiner.

John beschließt, dass es nun Zeit für seinen Lieblingswhiskey wäre. Mit beiden Händen stützt er sich auf der dicken Armlehne ab und stemmt sich in die Höhe. Dann greift er zur Flasche auf dem kleinen Beistelltisch neben dem eichernen Schrank, zieht den Korken mit seinen Zähnen heraus und lässt den goldbraunfarbenen Edeltropfen in ein mattes Whiskeyglas laufen.

Musternd betrachtet er sein Glas mit einem Blick gegen das Feuer.  Zufrieden nickt er. Dann nimmt er wieder seine Position in dem alten Sessel ein. Während er das Glas an seinen Mund ansetzt und der Whiskey ihm warm in den Rachen läuft, läuft im Radio der Song von THE DEEP DARK WOODS – „Winter Hour“.

In diesem Moment ist John froh, nicht draussen zu sein, sondern drinnen. Im Winter sind die Stunden lang.

Einen schönen Abend!

Oliver 2.0

Video: YOUTUBE, Deep dark Woods „Winter Hour“, hochgeladen von blackhen09.

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