Am Wortfluss.

Ich bin müde und weiß nicht so genau, wie lange ich schon durch die zerklüftete Landschaft dieser Kolumne hier am Fuße des Pluralgebirges wandere…Mir ist heiß und meine Augen nehmen nur noch mit Mühe dieses Hitzeflimmern am Horizont wahr. Einsilbigkeit und Monotonie – mehr gibt es hier nicht. Wie ich hierher kam? Ich weiß es nicht. Wie ich wieder weg komme? Ich weiß es auch nicht. Und so gehe, marschiere oder wandere ich über dieses Meer von steinigen Bruchstücken.

Überall liegen irgendwelche Worthülsen und ab und zu stolpere ich über hervorstehende Serifen während ich höllisch aufpasse eben nicht an einem Absatz abzurutschen und hinab ans Satzende zu stürzen oder gar so völlig ohne Punkt und Komma durch das Satzbild zu taumeln.

Ich schleppe mich an einem Satzbau, direkt an der Schneise eines Einzug liegend, vorbei. Wer wohl darin lebt? Aber vermutlich ist auch der verlassen, wie die ganzen Konstrukte in dieser Ebene.

Da… höre ich nicht ein Rauschen? Es klingt so frisch und gurgelnd. Gar so, als ob jemand eine erfrischende Limonade seine durstige Kehle hinunterspült. Ich gehe schneller… lasse meine Überlegungen auf den Boden sinken und renne immer schneller.

Schließlich wird das Rauschen und Gurgeln immer lauter und endlich bin ich am Ziel. Vor mir liegt der Wortarm eines breiten rauschenden Flusses, der sich seit Jahrtausenden in diese Artikel gegraben hat… so scheint es zumindest. Ganze Wortfetzen treiben auf ihm, in der Gischt umhertanzend, flussabwärts. Ausgetrocknet stürze ich mich in die Fluten und lasse mich ebenfalls von diesem Wortfluss mitreissen. Ein erfrischendes Gefühl, einfach so dahinzutreiben ohne auch nur eine Idee zu haben wo der Artikel enden könnte. Vielleicht hier und jetzt?

Oliver 2.0

10 Kommentare zu „Am Wortfluss.

  1. Mir gefällt, wie es ist. Sehr sogar! Mehr wäre m.E. (im Gegensatz zu @Literaturgeist) schon zuviel, da es die dargestellte „Zerrissenheit” allzu leicht kontakarieren könnte… 🙂

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    1. Ja, das ist ein guter Aspekt. Ich finde es ifür mich eh immer schwierig bei etwas abstraktem ein Ende zu setzen. Ich habe auch viel gemalt und wollte unbedingt abstrakt malen. Wie gesagt – ich fand nie das Ende. 🙂
      Danke für Dein Feedback!
      Oliver 2.0

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