Der Franzose und ich. Urlaub (Ende).

GR019475Unser Urlaub und der Urlaub Tausender anderer hatte eines gemeinsam… das Ende. Und so befanden sich der Franzose und ich auf der Rückfahrt in die Heimat. Natürlich war es das Ende der Pfingstferien und natürlich der Beginn des G7-Gipfels, welcher unsere Hausstrecke versperrte. Nach, inzwischen, acht Stunden Autofahrt (normal benötigen wir zwischen vier und fünf Stunden) wacht der Franzose mürrisch auf, als ich die Geschwindigkeit drossle und auf einen überfüllten Autobahnrastplatz ausschere. Er schaut auf die Autokolonnen auf der Autobahn links von uns: „Was ist da los? Warum sind wir noch nicht zuhause? Wo ist das Essen?“

„Naja, die wollen alle heim. Wir mussten eben eine andere Strecke fahren.“

„Das war nicht schlau. Wir könnten längst zuhause sein, wenn wir normal gefahren wären.“

„Nein, wären wir nicht. Dort ist der G7-Gipfel.“

„Häh? Der was?“

„Na die Konferenz der großen Länder.“

„Da treffen sich Länder?“

„Ja, ihre Regierungschefs halt.“

„Aha… und das auf unserer Strecke? Mitten auf der Straße?“

„Nein, in einem Luxushotel. Aber weil die Menschen wichtig sind, wurden Straßen gesperrt und Tausende Polizisten schirmen das Gebiet ab.“

„Weshalb sind die so wichtig?“

„Weil es die Chefs der großen Nationen sind.“

„Das sind also die Rudelführer!…“ folgert meine Französische Bulldogge logisch.

„Ja, so kann man es sehen.“

„Hast Du auch so nen Rudelführer? Nen Alpha?“

„Hm, in gewisser Weise schon. Angela Merkel heißt sie.“

„Angela? Also ne Alphahündin! Du hast ne Hündin als Rudelführer… Lach! Hat die sich echt hochgebissen?“

„Nein, bei uns läuft das anders: die wurde gewählt. Der Großteil der Menschen hat sie gewählt.“

„Ihr wählt ne Alphahündin? Na die muss gut gerochen haben. Ihr scheint ja echt schwanzgesteuert zu sein.“

„Spike.. hör auf mit solchen Worten!“

Der Hund blickt durch die verregnete Fensterscheibe des Wagens nach draussen. Seine Stirn liegt in Falten: „Warum treffen die sich denn nun in einem Hotel auf unserer Strecke? Warum müssen wir so lange fahren nur wegen ein paar Alphatieren?“

„Nun, sie reden über Klima und Krisen und Hungersnöte.“

„Über mich?“

„Quatsch Blödhund! Auf der Welt verhungern Menschen und die Konferenz dient unter anderem dazu, darüber zu sprechen.“

„Und warum ist das jetzt hier bei uns diese Konferenz?“

„Weil Angela Merkel die anderen eingeladen hat.“

Spike reißt die Augen auf und seine Kinnlade senkt sich auf seinen Brustkorb während seine Lefzen seine riesigen Hauer freigeben: „Was kostet das?“

„Laut Bund der Steuerzahler ungefähr 360 Millionen Euro.“

„Wieso Steuerzahler?“

„Na, weil es von Steuergeldern bezahlt wird, also Gelder von uns allen.“

Plötzlich bricht Spike in schallendes Gelächter aus und wälzt sich auf dem Beifahrersitz wie von einer Tarantel gestochen.

„Was ist mit Dir los?“ will ich von ihm wissen.

Der Hund lacht über meine Frage noch mehr und seine Kulleraugen zerfließen hinter einer Wand von Lachtränen: „Du willst wissen, was mit mir los ist?“ fragt er fast prustend vor Freude, „Mann, Du solltest Dich fragen, was mit Dir los ist.“

„Weshalb?“

„Ganz einfach – Ihr Menschen wählt ne Alphahündin, damit sie andere Alphas auf Eure Kosten in ein Luxushotel einlädt um über den Hunger und das Klima in der Welt zu reden! Und als ob das nicht reicht, passt die Polizei auf, dass Ihr da nicht vorbeifahrt sondern mit einem riesigen Umweg im Stau auf der Autobahn steht. Tut mir leid – aber Ihr Menschen habt echt einen an der Klatsche! … apropos Hunger!“

Oliver 2.0

21 Kommentare zu „Der Franzose und ich. Urlaub (Ende).

  1. Besser geht nicht… 😉 Oder sagen wir mal BISSIGER geht nicht – so viel Wahres dran… Aber das schert die da oben eh einen Sch…

    360 Millionen… wir sind doch nur 80 Millionen Bundesbürger… Jeder eine Million und es bleibt immer noch genug über für andere nützliche Dinge. Als über Probleme zu reden, die schon seit Jahren publik sind und die sich immer noch nicht geändert haben.
    Worüber haben die eigentlich wirklich geredet?

    Und wo bleibt endlich das Einschreiten gegen den Klimawandel – der eh nicht mehr herbei geführt werden kann – zum Positiven. Dazu scheint es mir leider zu spät – tja, wohl zu lange diskutiert – statt zu handeln…

    Oder bin ich falsch davor – möge mich der Franzose, der ja doch einen Weitblick zu haben scheint, berichtigen… 🙂

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar