Über ein Foto, was eigentlich gar keines ist.

Ich habe heute nur mit meinen Augen fotografiert. Das Bild auf meiner Netzhaut läßt sich nun schlecht in meinen Blog übertragen. Ich versuche es dennoch mit Worten und hoffe auf die Vorstellungskraft meiner Leser:

Stellt Euch ein Möbelhaus vor. Um genauer zu sein, die Kantine eines Möbelhauses. Eben dort wo man günstig was essen kann, wenn man ganz erschöpft von seinem Shopping-Rundgang zurückkehrt.

Nun stellt Euch dort eine Kinderspielecke vor. Diese ist eingeglast – ein Raum, ungefähr 5 x 4 Meter. An den Scheiben kleben die Umrisse von irgendwelchen Tieren. Der Raum ist im giftigen Grün des Möbelhauses eingerichtet, mit pinkfarbenen Nuancen. In der Mitte stehen Tische mit unzähligen Lego-Teilen darauf. Es liegen noch Pappbücher herum und irgendwelche Kunststoffautos. Für Kinder also ein Paradies, oder?

Und mitten im Raum sitzt auch ein Kind – alleine. Er sitzt da und rührt das Spielzeug aber nicht an. Stattdessen ist sein Kopf zwischen seinen Schultern abgesenkt. Neugierig blicke ich durch die Glasscheibe hindurch… In seinen Händen auf seinem Schoß, hält er ein Handy und spielt mit diesem.

Tja, liebe Leser – dies ist das Foto, was eigentlich gar keines ist. Weil es in Deutschland eh schon problematisch ist, jemand fremdes abzulichten, vor allem Kinder, habe ich den Fotoapparat heute stecken lassen. Aber nun klebt das Foto vielleicht doch bei Euch vor Eurem inneren Auge. Ein trauriges Bild.

Oliver 2.0

12 Kommentare zu „Über ein Foto, was eigentlich gar keines ist.

  1. Lieber Oliver, das ist mal wieder so bildlich beschrieben, dass ich Dein „Foto“ sofort vor meinem inneren Auge hatte. Man kennt diese Bilder ja bereits, aber sie hören nicht auf, mich zu erschrecken. Wenn schon Kleinstkinder mit iPads oder Handys ruhig gestellt werden und und mit vorhandenem Spielzeug nichts mehr anfangen können, ist mit unserer Gesellschaft doch irgend etwas nicht mehr ganz im Lot, was meinst Du? LG Sunny

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    1. Danke für Dein Feedback Sunny!
      Ja, in unserer Gesellschaft hat sich mächtig was verschoben. Ein Prozess, der vermutlich erst am Anfang steht und Fahrt aufnimmt. Zum Glück kann jeder für sich entscheiden wie er dem persönlich begegnet.
      Lieben Gruß,
      Oliver 2.0

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  2. Autsch…. da haben die Eltern dieses Kindes offensichtlich was verpasst.
    Vor einer Stunde erst las ich einen Artikel: „Ein Tablet ist kein Babysitter.“ Nochmal autsch……. Sowas regt auf, aber es macht zugleich auch sprachlos.

    Und es bestätigt ein Mal mehr: Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. (Natürlich auch auf Mütter übertragbar).

    Oliver 2.0, das ist heute kein schönes Bild.

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    1. Ich kann für das Kind nur hoffen, dass es eine Momentaufnahme war. Aber ich gebe Dir recht, Vater sein ist nicht leicht. Und doch macht es unglaublichen Spaß wenn man seiner väterlichen Verpflichtung nachkommt und sich um sein Kind kümmert. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.
      Liebe Grüße,
      Oliver 2.0

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  3. Dieses Bild habe ich ganz genau vor Augen und es ist ein trauriges Bild. Das passt zu der Geschichte, die ich irgendwo im Netz gelesen habe: Ein Junge sitzt im Zug und beobachtet einen Mann, der Zeitung liest. Der Junge sagt zu seiner Mutter „Schau mal, so ein großes Tablet möchte ich auch haben“.

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    1. Hallo Ute! Ja, das war ein sehr trauriges Bild. Aber Deine Anekdote passt dazu und stimmt ein bisschen optimistisch. Der Reiz der Technologie ist auch endlich… irgendwann.
      Liebe Grüße,
      Oliver 2.0

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  4. Da fühlt man sich alt und dem Zeitgeist entwachsen.
    Ich hatte erst neulich Besuch mit einem kleinen Mädchen das gerade laufen kann, aber die „Wischbewegung“ mit dem Finger hatte sie perfekt drauf :/
    Aber so wie wir, haben sich die Menschen als Autos anfingen durch die Gegend zu fahren oder die ersten Fernseher in privaten Haushalten standen, auch gefühlt.
    Ob es besser ist, war oder wird, können erst die folgenden Generationen beurteilen.
    Gruß Sue

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    1. Ja, so ist es wohl. Ich hoffe auch, dass der Reiz der ungeahnten Möglichkeiten einmal/bald ein bisschen zurückfährt. Aber es ist halt auch faszinierend, was wir hier machen, das war vor noch gar nicht so langer Zeit Science Fiction, die ich bei „Raumschiff Enterprise“ und „Zurück in die Zukunft“ noch total faszinierend fand. Also, hey, wir leben im Jahr 2015! War das nicht damals als wir Kinder waren, eigentlich unfassbar weit weg? Zukunft. Das Jahr 2000. Weltuntergang? und jetzt werden bald Hologramme Realität und Sprachsteuerung und was weiß ich noch alles. Ist doch irgendwie auch irre!
      Wenn man seinen Kindern immer wenn es möglich ist auch die natürliche, wunderbare, bunte, spannende, faszinierende analoge Welt nahe bringt, finde ich kann man damit leben lernen. Gut’s Nächtle!

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