Die Worthose.

In meinem Schrank hängt eine Worthose. Sie hängt dort schon länger ohne getragen zu werden. Es ist nicht so, dass ich nicht mehr hineinpassen würde, nein. Aber so eine Worthose ist nunmal empfindlich. Sie ist aus feinstem Wortstoff und der bedarf eben besonderer Pflege. 

Zu schnell wetzt sich der Stoff ab und die Worte werden stumpf und wirken abgenutzt. Wenn man nicht aufpasst reissen irgendwann ganze Wortfetzen aus und die Hose ergibt keinen Zusammenhang mehr.

Ich trage sie deshalb meist nur sonntags – so quasi als Wort zum Sonntag – oder aber zu besonderen Anlässen. Ich gebe dann immer auf Kapitelübergänge acht, damit ich nicht mit den feinen Serifen am Absatz hängen bleibe.

Auf Partys erweckt man mit solch einer Worthose Aufmerksamkeit. Zu später Stund gibt sich oft ein ums andere Wort. Naja, wird es dann zu feuchtfröhlich kommt es schonmal vor dass man zu viele Worte verliert… dann steht man irgendwann wortlos da und weiß auch nichts mehr, weil man den Faden verloren hat. Letztendlich kann man dann nur stotternd nach den fehlenden Worten suchen, sich entschuldigen und eben ein anderes Kapitel aufschlagen. Im Nachhinein verliere ich dann keine Silbe. Lange Rede, kurzer Latz – mit einem Satz bin ich wieder zu Hause. Dort angekommen entledige ich mich in kurzen Abschnitten meiner Worte. Und dann hängst sie wieder… im Schrank… meine Worthose.

Oliver 2.0

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