Wir sind Menschen…

Wir sind Menschen… wir brauchen einander – ob wir wollen oder nicht.

Es ist uns gar nicht genug bewusst, wie sehr wir andere Menschen brauchen – sei es als Hilfe oder mit mutmachenden Worten. Oft nehmen wir es gar nicht wahr. Nur unser Unterbewusstsein reagiert darauf, ob mit guten Gefühlen, wenn wir Hilfe erfahren oder mit schlechten Gefühlen, wenn wir sie eben nicht erfahren.

Ist man aber krank, ändern sich die Dinge offensichtlich. Dann wissen wir ganz genau, dass wir einander brauchen und so realisieren wir auch wie sich die Spreu vom Weizen trennt – wer für uns da ist und wer nicht.

In der Zeit meines Herzinfarkts war ich nur auf fremde Hilfe angewiesen – auf richtige Hilfe: medizinische-, psychologische- usw. Ich bekam viele mutmachende Sätze und Worte, immer wieder. Sie waren alle gut gemeint von geschultem Klinikpersonal, aber sie halfen nur bedingt.

Aber einmal… in der Rehaklinik – es war eine Reinigungsfrau, die meinem Leben die Tür auftat und vielleicht ist genau sie der Grund dafür gewesen, warum ich hier überhaupt schreibe. Und das kam so:

Ich kam nach knapp 3 Wochen Klinik geschwächt und um 16 kg leichter in der Reha an. Jegliche Kraft war von mir gewichen und trotzdem versuchte ich zu Fuß über die Treppe nach oben in den Speisesaal zu gelangen. Was für eine blöde Idee… bereits auf der vierten Stufe wackelten meine Knie, mir wurde schwindlig und ich konnte mich gerade noch am Geländer festhalten. Mir war klar, wie weit ich unten angekommen war mit meinem Körper.

Nicht weit weg war eine Frau am Staubsaugen. Sie sah mich und kam sofort zu mir her. Sie legte ganz ruhig eine Hand auf meine Hand am Geländer und mit ihrem anderen Arm stütze sie mich an der Seite. So ruhig und unaufgeregt, wie sie zu mir herkam, sprach sie auch zu mir mit ganz leisen Worten: „Machen Sie sich nichts draus! In der ersten Woche geht das allen so. Aber schon in der nächsten Woche schaffen sie einen Treppenabsatz und in der letzten Woche schaffen Sie es bis ganz nach oben!“

Mehr sagte sie nicht. Mehr tat sie nicht.

Langsam löste sich wieder ihre Hand von meiner und sie wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.

Nur ein paar Worte, von jemandem mit Gespür… Ich glaubte ihr, ihre Worte machten mir Mut und schliesslich kam es dann auch genau so, wie sie es vorhersagte.

Diese kleine Szene wurde zu meinem Antrieb: anderen Menschen helfen, Mut machen, sie aus dem tiefen Tal eines Herzinfarkts oder eines anderen Schicksalsschlags nach oben zu bringen. Aus diesem Grund schrieb ich damals mein Buch NEUSTART und aus genau diesem Grund wird es nun neu aufgelegt und erscheint bald im KAMPENWAND-Verlag, zusammen mit meinem Hörbuch.

Wir sind Menschen… und wir sollten aufeinander aufpassen.

Euer Oliver 2.0

6 Kommentare zu „Wir sind Menschen…

  1. Vielen Dank Oliver, dass Du Deine Geschichte hier teilst.
    Es ist ein Geschenk zu wissen, dass wir uns Zeit nehmen können, wenn es auch nur einen Augenblick ist, um das Leben eines Menschen positiv zu beeinflussen.
    Diesen Sommer hatte mich der Hautkrebs getroffen, etwas größer als ein 2 Euro Stück direkt oben auf den Kopf. Bei der zweiten OP sollte nach dem 3cm großen Lochs, welches ich 2 Monate offen getragen habe, eine Sicherheitszone geschnitten werden. In der Klinik hatte ich eine Zimmergefährtin, die mir Mut machte, auch wenn sie nicht viel wusste. Es sollte eine Unterteller große Fläche und mit 35 Klammern geschlossen werden. Ich hatte die blanke Angst. Sie meinte, dass alles gut wird und sie auf mich wartet. Ihr Lächeln gab mir Wärme.
    Es sind die kleinen Momente, die eine neue Richtung weisen und Hoffnung geben. Leise und unscheinbar 😊
    Danke Dir!

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