Auftakt zum „Franzosen-Wochenende“: Der Franzose und ich. Pekingente in Hongkong.

Der Franzose und ich bekamen neulich eine Einladung zum Laternenfest nach Hongkong. Wir gewannen die Reise bei einem Preisausschreiben in dem Chinarestaurant, hier um die Ecke. Der Gutschein war in meinem Glückskeks versteckt. Das nenne ich mal echt Glück. Wir holten uns dafür nur ungefähr einhundertdreißig Kekse aus der Schüssel und aßen die alle auf. Und siehe da… in einem war tatsächlich die Reise für eine Person mit einem Haustier seiner Wahl versteckt. Klar waren die anderen Gäste sauer. Aber was solls… wir hatten die Einladung nach Hongkong gewonnen.Da ich momentan kein anderes Haustier zur Verfügung hatte, wählte ich Spike. Mit einem Kaninchen wäre es sicher einfacher gewesen. Oder mit einem Hamster von mir aus. Halt irgendwas kleines, was einem nicht durch sein Gelabere ständig auf die Nerven gehen konnte.

Nunja, da ich am Wochenende also eh nichts vor hatte, schnappte ich den Franzosen und schon saßen wir im Flieger nach Hongkong.

Dem Franzosen war es irgendwie mulmig: „Sag mal, müssen wir da hin?“

„Klar, warum nicht? Kostet doch auch nichts.“

„Naja, ich habe gelesen, dort essen sie sogar Hunde.“

„Ja, ich weiß. Ist ja auch ne Delikatesse. Ich habe mir schon oft überlegt, wie ich Dich zubereiten könnte. Aber Du bist zu dick. Ich bekomme Dich nicht in den Backofen.“

Der Franzose schaute mich mit einem entrüstenden Blick an und drehte sich beleidigt weg, während ich herzhaft lachen musste. Etwas verstört nippte er weiter an seinem Tomatensaft, während ich das Bordprogramm in dem kleinen Bildschirm vor mir genoss.

Der Flug war angenehm und dauerte nicht lange. Am Flughafen erwartete uns bereits ein Chauffeur und wir wurden zum Restaurant gefahren. Die chinesen Schriftzeichen über dem Lokal konnte ich natürlich nicht lesen… aber in englischer Schrift stand daneben: RESTAURANT HOT DOG.

Zum Glück entging das dem Franzosen. Wir saßen in einer Nische. Spike bekam seinen obligatorischen Wassernapf und ich meine Pekingsuppe. Ich war so mit Essen und schlürfen beschäftigt, dass es mir zunächst gar nicht auffiel, dass der Franzose nicht mehr unter dem Tisch weilte.

„Spike, das musst du probieren…Spike… Spike?“

Er war weg. Und just in diesem Moment, als ich sein Fehlen bemerkte, hörte ich auch schon Schreie aus der Küche. „Du meine Güte“, dachte ich mir, „die haben Spike entführt und schlachten ihn jetzt. Heute gibt es wohl  -Französische Bulldogge auf Blattspinat mit Glasnudeln-.“

Aber so einfach wollte ich es diesen Hunderäubern nicht machen… ich war bestens vorbereitet. In meiner Jackentasche trug ich nämlich meinen Baseballschläger mit mir. Entschlossen holte ich diesen heraus und stürmte mit einem lauten „HARAKIRI“ Richtung Küche. Da der Teppich jedoch irgendwie Falten warf, stolperte ich und legte den restlichen Weg in einer flugähnlichen Körperhaltung zurück, wobei mir mein Kopf als Türoffner bei der Küchenschwingtüre half und ich so, zielgenau auf dem weiß/beige gekachelten Fußboden der Großküche landete. Benommen von dem doch harten Aufprall, vernahm ich plötzlich Gelächter. Um mich herum stand nämlich das komplette Küchenpersonal und zeigte lachend auf mich. „Meine Bulldogge“…ich erinnerte mich an meine Mission. Ich stand auf und erhob meine Hand mit dem Baseballschläger darin… äh, zumindest war er dort vorhin. Ich musste ihn wohl bei meinem Sturz verloren haben.

„Sag mal, spinnst Du?“ hörte ich da plötzlich eine bekannte Stimme.

Na klar… es war der Franzose. Der saß nämlich unversehrt mit einem breiten Grinsen auf einer Anrichte, umringt von kleinen Köchinnen, die einen unglaublichen Spaß hatten, ihn mit allerlei feinen Sachen zu füttern. Der nickte mir zufrieden zu und zeigte auf die Damen, die ihn umsorgten: „Darf ich vorstellen: Xiaomeng, Mailin, Bo und Linh. Du musst unbedingt die Pekingente versuchen! Ich sag nur – herrlich!“

Ich entschuldigte mich noch für meine ruppige Einlage, dann tranken wir noch den obligatorischen Pflaumenschnaps unter den Laternen und fuhren schließlich wieder zum Flughafen. Ich wollte noch vor Mitternacht zuhause sein.GR018430Im Flugzeug meinte der Franzose: „Du warst oberpeinlich!“

„Ja und? Ich hatte Angst um Dich!“

„Du hattest was?“

„Ich hatte.. Nichts.“

„Doch, Du sagtest gerade, Du hättest Angst um mich gehabt.“

„Nein, hab ich nicht!“

„Doch hast Du!“

„Nein!“

„Doch!“

„Nein!“

„Doch!“

… Irgendwann schliefen wir in unseren Flugzeugsitzen ein. Auf dem Weg vom Flughafen nach Hause sprachen wir nicht miteinander. Schließlich war ich froh, wieder zuhause zu sein. Der Franzose schlüpfte wortlos in sein Körbchen und ich in mein kuschliges Bett. Total müde und gähnend knipste ich das Licht aus.

Dann hörte ich nur noch den Franzosen sagen: „… und Du hast es doch gesagt!“

Oliver 2.0

P.S.: Morgen geht es weiter mit dem „Franzosen-Wochenende“… mit vielen Fotos… auch aus unserer Kindheit. 🙂

6 Kommentare zu „Auftakt zum „Franzosen-Wochenende“: Der Franzose und ich. Pekingente in Hongkong.

  1. Mein Großvater erzählte immer eine Geschichte nach der ein befreundetes Ehepaar mit Hund in China auf Reise in einem Restaurant gewesen sei. Ein Bediensteter des Restaurants habe den Hund mitgenommen und das Ehepaar dachte, man wolle dem Hund etwas zu fressen geben. Der Hund kam dann als Menü auf einer Platte zurück.
    Heute glaube ich, dass diese Geschichte ins Reich der Legenden gehört. Allerdings ist es ja leider wahr, dass man in Asien Hunde verspeist. Glück also für den Franzosen, dass er nicht auf einer Platte lecker angerichtet auf deinem Tisch landete.

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