3:36 Uhr zeigt meine Uhr. Seit 2:40 liege ich wach. Ich habe schreckliches Wortbluten. Seit mehr als einer halben Stunde bluten die Worte unaufhaltsam aus meinem Kopf und versickern im Kopfkissen, während ich wie gelähmt daliege und es geschehen lasse.
Kurze Worte, lange Worte…schöne und hässliche Worte. Ja, sogar ganze Gedanken tropfen aus meinem Schädel um in mehreren dünnen Bahnen über meine Schläfen zu rinnen. Unwiederbringbar versickern die Worte in meinem Bett.
Um wenigstens einen Teil dieser Worte zu retten, mache ich Licht und beginne zu schreiben, hämmere jedes einzelne Wort in meine Tastatur, nachdem ich sie zu Sätzen zusammengefügt habe. Alles muss schnell gehen. Inzwischen ist es schon kurz vor 4 Uhr. Bald wird der Kopf leer sein. Keine Worte mehr und keine Gedanken. Dann wird der Morgen anbrechen, und mit ihm ein neuer Tag. Wieder werden andere Menschen Worte in mich hineinstopfen. Sie werden versuchen, meinen Kopf mit ihren Gedanken zu füllen.
Nur wenig von alledem werde ich wirklich in mir behalten. Und der Rest? Der wird mich vielleicht die nächste Nacht wieder nicht schlafen lassen.
Ausgeknockt wie ein Boxer setze ich mich dann aber in die Ecke, stütze meine Ellbogen auf meine Knie und lasse den Kopf zwischen meine Schultern hängen. Dann tropfen die Worte wie nach einem harten Schlag in die Fresse, aus den Mundwinkeln auf den Boden… Wortblut eben.
gruselige Vorstellung wenn ich mir das bildlich vorstelle…:-)
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ja, das ist auch gruslig! 🙂
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Lass sie nicht versickern. Sie könnten zurück kommen.
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Nein, da pass ich auf.
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