Für einen Freund.

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Als Kind sah ich, wie so viele andere Jungen, gerne Cowboy-Filme. Die Botschaft, welche mir dabei bis heute in Erinnerung blieb ist die, dass kein Tier leiden darf. Waren die Cowboys auch noch so hart oder die Indianer richtig wild… wenn ein Tier litt, bekam es den Gnadenschuss. Der Westernheld nahm seinen Hut ab, gab dem Tier die letzte Ehre und erlöste es von seinen Leiden. Für mich war dies äusserst ehrenvoll und es prägte irgendwie meine Beziehung zum Tier. Kein Tier darf unnötig leiden.

Warum ist das beim Menschen so ganz anders? Warum dürfen Menschen leiden? Warum werden sterbende Menschen aus der Klinik nach Hause geschickt um dort, voll gedröhnt mit Morphium weiter bis zur Unerkennbarkeit an Gewicht verlieren und bei lebendigem Leibe zu verrecken? Weil wir eine Religion haben, deren oberste Führer uns sagen, es wäre Sünde? Weil wir eine Ethik haben, die besagt, man darf bei einem Menschen den Tod nicht herbeiführen? Weil wir eine Moral haben, die da heißt „Leben um jeden Preis?“

Warum darf der Mensch vor seinen Kindern verrecken, das Tier aber nicht? Oder andersrum gefragt – Was ist bei einem Pferd so besonders?

Ganz früher starben Menschen, kamen in einen Sarg und verrotteten dort mit der Zeit. Heutzutage müssen sie schon verrotten ehe sie hinuntergelassen werden.

Nur vier Häuser von mir liegt Chris sterbend in seinem Pflegebett neben dem Sofa. Er hat Krebs. Wie gern würde ich an seine Seite treten, den Hut abnehmen und ihn von seinem Leiden erlösen.

Oliver