Wortvolle Nacht.

Seit mein Buch erschienen ist, fühle ich mich irgendwie wortleer. Stattdessen war mein Kopf voll mit Bildern, Eindrücken und Erlebnissen. Zugegeben… schöne Bilder und wundervolle Erlebnisse.

Trotzdem macht es mir immer ein bisschen Angst, wenn ich keine Worte mehr finde, immer dann, wenn ich durch meinen Kopf gehe. Leergefegt, blitzblank und nur die Bilder an der Wand – mein Innerstes sah aus wie ein langer Gang im Louvre. Nirgendwo auch nur ein Buchstabe. Nichtmal eine abgebrochene Serife. Die Worte waren weg.

Mit den Worten verschwand auch meine Schlaflosigkeit… abends schlief ich ein, morgens wachte ich auf. „Das ist doch toll“ denkt sich da manch einer neidisch. Mag sein… ich habe meine Schreibnächte vermisst… all die Worte in meinem Kopf, die wild aufgeregt von einer Serife auf die andere hüpfend, dicht aneinander gedrängt, nur so darauf wartend, endlich von mir in Sätze gepackt zu werden. Ein Absatz an den nächsten gereiht… 

Was ich sagen will… heute Nacht ist es wieder passiert! 

Ich wachte vorhin pünktlich zu meiner Zeit um 3 Uhr auf, ging kurz ins Bad, um mich gleich wieder schlafen zu legen. Da merkte ich, dass in meinem Kopf noch Licht brannte. Ich ging sofort in mich, um nachzusehen … Himmel, sie waren alle wieder da – die Buchstaben, die Worte, alle. Plötzlich war wieder Leben in meinem Kopf, was für eine Freude. Mit weit aufgerissenen Mund stand ich da und wußte gar nicht was ich sagen sollte. Die Lettern blickten mich erwartungsvoll an, als mich plötzlich etwas am Knie stupfte. Ich blickte hinunter… Es war ein kleines aufgeregtes i. Es stupfte mich an und meinte nur:“Los, fang an!“ Die Menge jubelte und ich fing an zu schreiben. Ich schrieb mich durch die halbe Nacht und war glücklich dabei. 

Draußen färbt sich die Nacht inzwischen märchenblau. Ich werde noch ein wenig schlafen, um dann nachher zufrieden auf eine wortvolle Nacht zurückblicken. Die Worte sind wieder zurück… neue Worte.

Oliver 2.0

12 Kommentare zu „Wortvolle Nacht.

  1. Schlaflos in…***. Geht mir manchmal auch so, wenn mein Gedankenkarussell nicht aufhört sich zu drehen. Was sagt denn der Rest Deiner Familie zu Deinen wortvollen Nächten?

    Schön geschrieben. Toller Blog. LG Claudi

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