Ich war nie ein Freund großer Worte. Lieber kümmere ich mich um die kleinen Worte, die oft zu Unrecht ein Dasein im Schatten ihrer großer Brüder führen. Sind doch die großen Worte oft leer. Leere Worte… die gibt es schließlich zu Genüge. Und von den falschen ganz zu schweigen.
Es gibt ja inzwischen so viele leere und falsche Worte, dass man die richtigen oft gar nicht mehr erkennt. In der Masse bilden Sie einen Spiegel, der alles Grelle reflektiert und uns damit so sehr blendet, auf das wir mit zusammengekniffenen Augen den Worten zuhören, die eigentlich gar keine sind.
Als Hülse kommen sie meist groß daher, hauen wie die Axt im Walde um sich, nur um dann irgendwann wie festgemeißelt dazustehen. Und die Menschen, kleiner als ihre Worte, blicken dann beeindruckt hinauf, ohne sehen zu können, dass sich dahinter nichts verbirgt.
Die kleinen Worte, ungehört am Boden liegend und nur leise wimmernd, aus Schreck vor den bellend großen Worten, sie kriechen langsam aus dem Unterholz hervor. Mit leiser, aber ehrlicher Stimme, bilden sie den Inhalt, den sich so manche Worthülse wünschte. Ihnen, den kleinen Worte, lausche ich. Ihre feinen Serifen geben einen lyrischenklang von sich, wenn man sie zart anhaucht. Das sind die Worte, die ich mag. Deshalb versuche ich ja auch, sie für mich zu sammeln.
Als, sozusagen, Wortsammler ist man natürlich besonders hinter seltenen Worten her. Worte, die eine gewisse Schönheit in sich tragen und so viel erzählen können, obwohl sie eben klein sind. Sie sind aber selten geworden… die schönen Worte.
Aber mal ganz ehrlich, unter uns… auch als Liebhaber feiner Worte, da schielt man schon auch mal aufs Grobe. Nicht auf die Grobheit in Ihrer Gänze – nein, das sicher nicht. Entspräche es ja auch nicht meinem Naturell. Ich spreche von einer gewissen seltenen Grobheit in nur ein Wort gewandt. Genau, nur ein Wort. Und genau dieses eine Wort fehlt mir in meiner Sammlung.
Es ist das letzte Wort! Ach wie gerne hätte ich dies. Immer haben andere irgendwie das letzte Wort. Aber auch ich, der sich gerne mit den kleinen Worten beschäftigt, auch ich will das letzte Wort mal haben. … Wenigstens einmal.
Jetzt wäre eine gute Zeit dafür. Alle schlafen, es ist 3:10 Uhr. Meinen Lesern ist diese Zeit längst bekannt. Denn meistens um diese Zeit schlage ich mein Sammelalbum mit den Wörtern auf.
Und genau jetzt habe ich es… Ich klebe es stolz in meinen Wortschatz und schreibe in kapitalen Lettern darüber: DAS LETZTE WORT.
Nun bin ich Besitzer des letzten Wortes… zumindest heute Nacht.
Mit schlafwandelnden Grüßen,
Oliver 2.0
Leise sage ich,
sehr beeindruckend geschrieben *Chapeau
Liebe Grüsse und ein schönes, langes und erholsames Wochenende,
Uschi
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Danke Uschi! Da wünsche ich Dir auch!
Oliver 2.0
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Oh ja… da ist was wahres dran…
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🙂
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